Gehörschutz im Beruf
Arbeitgebende, die den Gehörschutz ihrer Mitarbeitenden vernachlässigen, riskieren hohe Ausfallkosten und gegebenenfalls sogar rechtliche Konsequenzen. Es ist also dringend an der Zeit, dass wir uns mit diesem Thema auseinandersetzen. Wir fassen Ihnen kurz und knapp die wichtigsten Fakten zusammen, damit Sie in Zukunft genau wissen, worauf es beim beruflichen Gehörschutz ankommt.
Wann ist Gehörschutz im Beruf notwendig?
Ganz klare Werte entscheiden darüber, ob in einem Betrieb Gehörschutz getragen werden muss. Dazu werden zwei Werte gemessen: der Tages-Lärmexpositionspegel und der Spitzenschalldruckpegel. Diese beiden etwas sperrigen Begriffe bedeuten grob beschrieben:
Tages-Lärmexpositionspegel:
Wie laut ist die Geräuschkulisse, die über den gesamten Arbeitstag auftritt? Es geht also um die Lautstärke einer andauernden Geräuschquelle wie beispielsweise laufende Maschinen.
Spitzenschalldruckpegel:
Wie laut sind Geräusche, die kurzfristig auftreten? Das bezieht sich auf kurzen Lärm wie zum Beispiel bei Schüssen oder Explosionen.
Beide haben andere Grenzwerte. Abhängig von den Messergebnissen gelten andere Vorschriften:
Tages-Lärmexpositionspegel < 80 dB
Spitzenschalldruckpegel < 135 dB
→ Gehörschutz ist nicht notwendig.
Tages-Lärmexpositionspegel ≥ 80 dB
Spitzenschalldruckpegel ≥ 135 dB
→ Gehörschutz ist empfohlen.
Tages-Lärmexpositionspegel ≥ 85 dB
Spitzenschalldruckpegel ≥ 137 dB
→ Gehörschutz ist ab diesen Werten notwendig. Betriebe müssen den Angestellten Gehörschutz zur Verfügung stellen, den diese auch tragen müssen.
Gehörschutz als Pflicht: Was gehört noch dazu?
Gehörschutzkapseln aufgesetzt und fertig? Effizienter Gehörschutz ist etwas komplexer als das und daher gibt es weitere Vorschriften. Zusätzlich zum eigentlichen Schutz müssen Unternehmen folgende Maßnahmen umsetzen:
- Betriebsanweisung
Diese Anweisung enthält alle wichtigen Angaben, die ein sicheres Tragen von Gehörschutz im jeweiligen Unternehmen zusammenfasst. - Unterweisungen
Vor dem ersten Tragen des Gehörschutzes und danach mindestens in jährlichen Abständen erfolgt eine Unterweisung der Mitarbeitenden zum korrekten Einsetzen und Gebrauchs des Gehörschutzes. - Vorsorgeuntersuchungen
Die arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung „Lärm“ ist Pflicht in allen Betrieben, bei denen Gehörschutz vorgeschrieben ist. - Kontrolle
Arbeitgebende müssen prüfen, ob ihre Mitarbeitenden den Gehörschutz entsprechend der Vorschriften nutzen.
Welcher Gehörschutz ist der richtige?
Bei der Auswahl des richtigen Gehörschutzes spielen zwei Punkte eine wichtige Rolle: die Arbeitssituation und die Präferenz der Person, die den Gehörschutz trägt. Sollte dieser drücken oder unangenehm sein, nutzen die Angestellten ihn vielleicht nicht und gehen dann ein unnötiges Risiko ein.
Grundsätzlich gibt es 3 unterschiedliche Varianten: Gehörschutzstöpsel, Gehörschutzkapseln und Otoplastiken. Letztere werden individuell angepasst, sodass sie perfekt sitzen und sehr genau auf den Arbeitseinsatz eingerichtet werden können. Allerdings sind sie in der Anschaffung recht zeit- und kostenintensiv. Weitere Informationen dazu erhalten Sie hier.
Gehörschutzkapseln sind in ihrer Handhabung recht einfach. Andererseits kann es schwierig werden, sie mit anderer PSA wie Helmen oder Brillen zu kombinieren. Zusätzlich schwitzen manche Menschen unter den Kapseln und empfinden dies als unangenehm.
Bei Gehörschutzstöpseln ist es fast umgedreht: Die Handhabung muss ein wenig geübt werden, damit sie richtig sitzen. Dafür sind sie leicht kombinierbar mit anderer PSA und Schwitzen ist kaum möglich bzw. kaum spürbar. Allerdings könnte bei sehr sensiblen oder kleinen Gehörgängen ein lästiges Druckempfinden entstehen.
In dieser Frage gibt es also keine perfekte Antwort für alle. Im Zweifelsfall müssen mehrere Varianten ausprobiert werden, um den passenden Schutz zu finden.
Dank moderner Technik sind mittlerweile alle Varianten mit unterschiedlichen Filtern und Funktionen ausrüstbar. So können Sie den Gehörschutz an Ihren Einsatzbereich anpassen.
Welche Dämmstufe ist richtig?
Korrekter Gehörschutz ist auf die jeweilige Arbeitssituation angepasst. Als Ausgangswerte dienen der Tages-Lärmexpositionspegel und der Spitzenschalldruckpegel. Von diesem ziehen Sie die Dämmwerte der gewünschten Gehörschützer ab. Im besten Fall erreichen Sie dann einen gesunden Wert. Für die beiden Messwerte sind das die folgenden Angaben:
Tages-Lärmexpositionspegel: zwischen 70 und 80 dB
Spitzenschalldruckpegel: unter 135 dB
Doch Vorsicht! Die Dämmwerte entstehen unter optimalen Laborbedingungen, die in der Praxis kaum erreicht werden. Daher empfiehlt die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) folgende Werte von den Dämmwerten abzuziehen:
- 9 dB bei formbaren Gehörschutzstöpseln
- 5 dB bei Gehörschutzkapseln, Bügelstöpseln und vorgeformten Gehörschutzstöpseln
- 3 dB bei Otoplastiken
Kann Gehörschutz zu stark sein?
Ja, Gehörschutz kann zu stark dämmen. Dann sprechen wir von einer Überprotektion bzw. „Überdämmung“. Der Gehörschutz reduziert in diesem Fall die Umgebungsgeräusche zu stark. Betreffende Personen hören dadurch eventuell andere Töne weniger gut bis gar nicht. Warnsignale oder sich nähernde Fahrzeuge werden schlechter gehört und stellen dadurch ein Risiko dar. Ebenso kann es die Kommunikation am Arbeitsplatz unnötig erschweren.
Gehörschutz ist PSA-Kategorie III – warum?
Schwerhörigkeit durch Lärm ist ein Schaden am Gehör, der kaum bis gar nicht zu heilen ist. Aus diesem Grund gehört Gehörschutz seit 2019 zur Kategorie III bei der Einstufung von Persönlicher Schutzausrüstung (PSA).
Diese Einstufung erfordert unter anderem, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden regelmäßig unterweisen müssen. Durch regelmäßige Schulungen und Übungen können die betroffenen Personen Sicherheit im Umgang mit Gehörschutz erlangen. Dadurch treten weniger Fehler auf und das Gehör bleibt besser geschützt.
Und das war erst der Anfang…
In diesem Beitrag haben wir Ihnen die wichtigsten Informationen zum Gehörschutz im Berufsalltag zusammengestellt. Da es noch viel mehr darüber zu wissen gibt, schauen Sie am besten in unsere Broschüre rein. In dieser finden Sie weiterführende Informationen zu den bereits genannten Themen sowie viele weitere Inhalte rund um unser Gehör und dem richtigen Schutz des Gehörs.